-Liebesbrücke Lübeck- von Anne C.,
Gründerin der gleichnamigen Facebook-Gruppe







Die Geschichte der Entstehung der Lübecker Liebesbrücke:

Auf der Suche nach einer geeigneten Brücke für unsere Liebesschlösser hatten wir uns in ganz Lübeck umgesehen.

Wir hatten uns 52 Straßenbrücken, 41 Geh- und Radwegbrücken, 9 Geh- und Radwegunterführungen angesehen und fotografiert. Mit Absicht hatten wir auf die zahlreichen sonstigen Ingenieur-Bauwerke wie Durchlässe oder Lärmschutzwände verzichtet.

Für zwei bzw. gelegentlich vier Personen war die Aufgabe die über 210 sogenannten Ingenieurbauwerke in Lübeck zu besichtigen eine Herausforderung und nicht zu bewältigen.

Von den Hubbrücken, über die Glitzeritzbrücke (Kanal- Klughafenbrücke), die Schmetterlingsbrücke im Travemünder Godewindpark bis zu den Brücken ohne Namen, wie die am Mühlendamm, oder die zahlreichen über der Wakenitz, entschieden wir uns daher zuerst für die Innenstadtbrücken. Nicht zuletzt aus touristischer Sicht.

Die Brücken an der Beckergrube sowie die Professorenbrücke gegenüber der Musikhochschule schienen uns sehr kommerziell, kamen nur mit Vorbehalt in Frage, zumal die Metallstangen zu groß für unsere kleinen Schlösser waren.

Wir hatten uns zuerst für die Dankwartsbrücke entschieden, obwohl wir wussten, dass ihre acht Holzpfähle von Holzwurmlarven befallen sind. Da der Blick auf Lübecks Malerwinkel ein Muss für Touristen ist, wäre es eine zusätzliche Attraktion, wenn die Dankwartsbrücke eine Liebesbrücke wäre.

Die Dankwartsbrücke könnte somit gerettet werden, denn sie war auf der Übersicht von sanierungsbedürftigten Lübecker Brücken von Ende 2008 nicht mit aufgeführt. Die Dankwartsbrücke wurde dann zu unserer Liebesbrücke ernannt und wir begannen sie mit Liebesschlössern zu schmücken. Andere Liebespaare machten weiter, sodass die Dankwartsbrücke Ende März mit 18 Schlössern geschmückt war.

Wir meldeten uns bei facebook am 19. März 2011 mit dem Namen "Liebesbrücke Lübeck" und "Lübeck Liebesbrücke" an. Dort meldete sich am 24. März 2011 eine wundervolle engagierte Frau, die viele ihrer Freunde mit in die Gruppe brachte: Claudia.

Anfang April 2011 wurde ein Teil der Dankwartsbrücke saniert und die 18 Liebesschlösser wurden entfernt.

Wir gingen dann wieder auf die Suche nach einer anderen Brücke.

Die Gruppe „Liebesbrücke Lübeck“ entschied sich für die Professorenbrücke, die beim Bau im Jahr 2006 sehr unbeliebt war und die niemand mochte.

An der Professorenbrücke wollten wir unsere Liebesschlösser aufhängen. Es war Anfang April 2011. Am 9. April hing Claudia das 1. Schloss an die Professorenbrücke, an das Gitterelement 6 rechts. Am 11 . April 2011 wurden 4 weitere Schlösser an das Gitterelement 6 rechts gehängt. Nur zwei von diesen fünf Schlössern blieben bis zum 14. Juli 2011 hängen.

Inzwischen war die Gruppe „Liebesbrücke Lübeck“ auf facebook Ende April auf über 100 Mitglieder angewachsen.

Das erste verliebte Paar kam am 27. April. Da hatte unsere Brücke schon über 20 Schlösser: Thomas und Marlene.

Unsere erste gemeinsame Aktion war „Ein Schloss für Mutti“ am 8. Mai 2011. Die zweite Aktion war „Ein Schloss für Daddy“ am Vatertag, den 2. Juni 2011.

Die Professorenbrücke wird seitdem von uns liebevoll „Baby“ genannt. Wir fühlten uns für sie verantwortlich. Wir schmückten unser „Baby“ mit selbst gebastelten Schlössern, richtigen kleinen Kunstwerken, mit Perlen und Schleifen. Jedes Schloss bekam einen Kosenamen.

Ab Mitte Mai stieg die Anzahl der Liebesschlösser rasant an: Am 19. Mai konnten wir 61 Schlösser an unserem „Baby“ zählen, obwohl Ende April 11 Schlösser aus dem Gitterelement 6 links entwendet worden waren.

Am 12. Juli 2011 haben wir das letzte Mal unser „Baby“ besucht. Wir zählten 116 Schlösser: 82 Schlösser an den rechten Gitterelementen und 34 an den linken.

Am Donnerstag, den 14. Juli, um 8 Uhr 30 kamen Mitarbeiter des Bauamts und knackten alle Schlösser. Es blieb nur das Bernstein-Elefanten-Baby, Schloss Nr. 6R 37, das seitdem Kratzer aufwies. Ein anderes zurückgebliebenes kleines Schloss, das die LN fotografiert und veröffentlicht hatten, konnten wir nicht erkennen: Ist es das Schloss 20R 3 mit dem Spitznamen: „petit bebe“, oder 15L/8 mit dem Spitznamen: „Venus“, oder das 6R 2a mit dem Spitznamen „Reisefieber“?

Rückblick: In der 27. Jahreswoche, am 6. Juli 2011 erschien im Wochenspiegel der erste Bericht über unser Baby, unsere Liebesbrücke, mit dem Titel: „Ein Schloss für die Liebe“.

In der 28. Woche am 13. JULI 2011 erschien im Wochenspiegel ein 2. Bericht mit dem Titel: „Die Liebesbrücke soll bleiben“, mit Leserbriefen.

Auch in dieser 28. Woche, am Mittwoch, den 13. Juli erschienen in den Lübecker Nachrichten auf der Titelseite das Bild „Die Altstadt-Liebesbrücke“ mit Kommentaren und auf der Seite 11 ein überdimensionaler riesiger Bericht „Wie romantisch: Ein Schloss für die ewige Liebe“.

Während man in den LN vom 14. Juli in Kürze erfuhr, dass Herr Reinhardt, SPD Fraktionschef, für die Liebesbeweise an der Obertravebrücke Verständnis zeigte, wurden am selben Morgen, gegen 8 Uhr 30 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion alle Liebesschlösser entfernt. Es regnete an dem Tag in Strömen und es war sehr windig. Die wenigen Passanten, die vorbei gingen, beschimpften die Mitarbeiter der Stadt. Das konnten wir auf der anderen Seite der Costa Trava (Obertrave) hören. Der Wind stand ja günstig an jenem Morgen.

Dann ging es ganz schnell - wir wurden von den Medien überrollt.

Unsere Gruppe ging unter, überrollt von einer neuen, am 8. Juli 2011 gegründeten, facebook-Gruppe, die sich „Rettet die Liebesbrücke“ nannte.

Die Anzahl ihrer Mitglieder stieg innerhalb einer Woche auf über 1000 an.

Am Freitag, den 15. Juli, erschien auf der Titelseite der LN Lokal „Liebestöter Lübeck: Stadt baut die Schlösser an der Brücke ab“. Es war die Rede von „die Schlösser an der Brücke sind bloß eine Modeerscheinung“ oder „ keine Ehe scheitert, wenn die Stadt die Schlösser abknipst“.

In allen Medien wurde von der „Liebesbrücke Lübeck“ berichtet.

Wir bekamen unverhoffte Hilfe von Bürgerschaftsmitgliedern: Herr Hinrichs (CDU), Frau Stadthaus-Panissiè (BfL), Herr Hoffmann (SPD), Frau Näpflein (Grüne), Frau Jansen (Linke), denen wir hiermit nochmals danken.
Diese fünf Politiker zeigten Mut, indem sie öffentlich ihre Schlösser an das Gitterelement 6 rechts, wo das verletzte „Bernstein-Elefanten-Baby“ noch hing, anbrachten.

Es gab noch weitere bedeckte Hilfe, wie z.B. den Einsatz von Herrn Böhm. Ohne Herrn Böhm und Herrn Hoffmann wäre die Aktion “Rettung der Lübecker Liebesbrücke“ mit Sicherheit gescheitert.

In der Nacht vom 16. zum 17. Juli verschwand das gesamte Gitterelement 6 rechts, an dem die Schlösser der Politiker hingen.

Herr Jan-Malte Andresen und Frau Maja Herzbach (NDR1 Welle Nord) hingen ein Schloss an unserer Brücke auf. Herr Andresen berichtete über die Liebesbrücke am 19. Juli den ganzen Morgen. Nochmals unseren tiefsten Dank hierfür.

Am 19. Juli wurde das verlorene Gitterelement von Tauchern der Feuerwehr in der Trave gefunden. Die LN berichteten am 20. Juli „Wieder da: Feuerwehrtaucher holen Schlösser-Zaun nach oben“.

Am 20. Juli drehte SAT 1 Hamburg auf der Brücke. Die Sendung wurde am Freitag, den 22. Juli um 17 Uhr 30 ausgestrahlt. Vielen Dank! Thomas und Marlene haben sich als Gesprächspartner (siehe Sendung SAT1) zur Verfügung gestellt.

Am 21. Juli erschien in Kürze die Aufforderung von Herrn Reinhardt (SPD), einen Schluss-Strich zu ziehen, sodass am 22. Juli unser derzeitiger Bürgermeister, Herr Saxe, um 13 Uhr in strömendem Regen Teile der Brücke zum Treffpunkt für Verliebte freigab. Hierbei handelt es sich um die Gitterelemente 6 rechts und 6 links, die durch Ketten aus Edelstahl ersetzt worden waren, sodass nun Liebesschlösser angebracht werden konnten. Bei Bedarf werden weitere Ketten angebracht, so der Bürgermeister.

Die LTM (Lübeck Travemünde Marketing Gesellschaft) befürwortet die Liebesbrücke aus touristischer Sicht. Deshalb hat sie den Termin zum Anlass genommen, Medien wie LN, Funk und Fernsehen mit einem kleinen Event aufmerksam zu machen. Lübeck ist schließlich die Wohlfühlhauptstadt. Sowohl Lübecker/Innen und Touristen sollen sich hier wohlfühlen und ihre Liebe (auch zur Stadt Lübeck) bekunden dürfen. Zu diesem Anlass gab es Getränke, Herzchenliebesschlösser und Herzluftballons, die reißenden Absatz fanden.

Insofern ist unser Kampf um das Überleben unseres „Babys“ zu Ende.

Herr Saxe mahnte uns, dass in Zukunft wild baumelnde Liebesbekundungen an den übrigen Metallgittern abgeknipst werden.

Am Dienstag, den 26. Juli, gegen 15 Uhr, war es so weit: Die Stadt rückte wieder mit ihrem Bolzenschneider an, knipste alle noch verbliebenden Schlösser ab. Es waren Schlösser, die nicht an den erlaubten Ketten hingen.
Die Anzahl der noch „wild-hängenden“ Schlösser beliefen sich am 24. Juli auf 19 Schlösser (Fotobelege).

Am 25. Juli abends wurden wahrscheinlich insgesamt 11 Schlösser von ihren Besitzern in Sicherheit gebracht und an den erlaubten Ketten befestigt. Diese Zahl ist von uns geschätzt, da wir diese Schlösser am 27. Juli an den erlaubten Ketten hängend wiedererkannten.

Am 26. Juli fielen wahrscheinlich 8 „wild- hängende“ Liebesschlösser dem Bolzenschneider zum Opfer; dazu noch unser Symbol, das „Bernstein-Elefanten Baby“ mitsamt seinen beiden Anhängseln. Es waren also 11 Schlösser, die am 26. Juli verschwanden.

Wir fragten uns: „Musste das wirklich sein, dass man uns dieses Symbol von Liebe wegnahm?„

Aber Abmachung bleibt Abmachung:
Die Stadt hat ihr Wort gehalten. Nun müssen wir unser Wort auch halten- wenn auch mit einem weinenden Auge.

Ende meines Berichts!

Ich, Anne, im facebook unter dem Namen- Lübeck Liebesbrücke -angemeldet , habe diesen Bericht geschrieben, um das Geschehene für die nächsten Generationen nachvollziehbar zu machen.

Hiermit übergebe ich diese Seite an Herrn Wilfried R., der das Beste daraus machen will.

Euch Allen: Möge die Sonne in Euren Herzen weiter scheinen!
Lübeck, im September 2011





Weitere Links und interessante Beiträge mit Fotos über unsere "Liebesbrücke Lübeck" siehe:


"https://www.facebook.com/pages/Fb-Gruppe-Liebesbr%C3%BCcke-L%C3%BCbeck/226478447473642"



"https://www.facebook.com/groups/Liebesbruecke.Luebeck/?locale=de_DE"
















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